Mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen bzw. zu kommunizieren, ist ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Behinderung nicht verständlich oder gar nicht sprechen können, tun sich mit der Erfüllung dieses Grundbedürfnisses schwer. Im Alltag zeigen sich zwischen ihnen und ihrer Umwelt oft vielfältige Probleme in der Kommunikation.
Unterstützte Kommunikation (UK) verfolgt das Ziel, die Situation von Menschen mit schweren Kommunikationsbeeinträchtigungen und die ihrer Kommunikationspartner:innen zu verbessern. Es werden gezielt individuelle Hilfsmittel, Techniken und Strategien eingesetzt, die die Lautsprache ergänzen oder ersetzen und die Verständigung effektiver werden lassen.
Im Lehrgang „Fachkraft Unterstützte Kommunikation“ wird die Anwendung von UK in der pädagogischen bzw. therapeutischen Arbeit mit behinderten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen praxisnah vermittelt. Die Teilnehmer:innen lernen, wie kommunikationsbeeinträchtigte Personen ihre kommunikative Kompetenz erweitern und sich unabhängiger und differenzierter mitteilen können. Videobeispiele aus der Praxis zeigen, dass durch den Einsatz von Unterstützter Kommunikation das Risiko einer zusätzlichen Entwicklungsbeeinträchtigung gesenkt werden kann. Durch ein besonderes Training der Bezugspersonen werden die Chancen für Partizipation und soziale Integration verbessert.
Lehrgangsinhalte
Modul 1: Einführung in Unterstützte Kommunikation Unterstützte Kommunikation bei Menschen mit schweren kognitiven Behinderungen
Dieses Modul gibt einen Überblick über das Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation, stellt die Grundlagen der Entwicklung symbolischer Kommunikation vor und widmet sich der Fragestellung, wie UK für Menschen mit schweren geistigen Behinderungen hilfreich sein kann.
- Was ist Unterstützte Kommunikation – ein Überblick
- Was bedeutet es, nicht sprechen zu können?
- Entwicklung symbolischer Kommunikation – theoretische Grundlagen und Bedeutung für die praktische Arbeit
- Poster „Förderdiagnostik Unterstützte Kommunikation“
Modul 2: Gebärden und nichtelektronische Kommunikationshilfen
Im Modul 2 werden der Einsatz von Gebärden sowie die verschiedenen nichtelektronischen Kommunikationshilfen vorgestellt und praktisch erprobt. Die Teilnehmenden lernen Gebärdenkataloge und Symbolsammlungen kennen, üben die Erstellung und den Einsatz von Kommunikationstafeln und erfahren, auf welcher Basis das Vokabular für eine Kommunikationshilfe ausgewählt werden sollte.
- Gebärden in der Unterstützten Kommunikation
- Workshop: Lieder und interaktives Buchlesen mit Gebärden
- Überblick „Nichtelektronische Kommunikationshilfen“
- Kern- und Randvokabular
- Das Konzept der Fokuswörter
- Herstellen und Erproben von Kommunikationstafeln bzw. –ordnern
Modul 3: Elektronische Kommunikationshilfen
In diesem Modul lernen die Teilnehmenden die Wunderwelt der technischen Kommunikationshilfen kennen, angefangen bei adaptiertem Spielzeug und einfachen Schaltern für Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge über sprechende Tasten bis hin zu komplexen Geräten mit Sprachausgaben, mit denen auch im Internet gesurft und gechattet werden kann.
- Adaptiertes Spielzeug und Einsatz von einfachen Schaltern für Umweltkontrolle und Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge
- Sprechende Schalter
- Kommunikationsskripts für sprechende Schalter
- Einfache elektronische Kommunikationshilfen – sprechende Kommunikationstafeln
- Komplexe elektronische Kommunikationshilfen
- Ansteuermöglichkeiten
- Das iPad als Kommunikationshilfe
Modul 4: Spezifische Fragestellungen
Zum Abschluss des Lehrgangs wird zunächst ausführlich das Thema „Diagnostik in der UK“ behandelt. Verschiedene Beobachtungsverfahren, Fragebögen und Materialien werden vorgestellt. Dann stehen spezifische Fragestellungen der UK im Mittelpunkt, ein besonderes Augenmerk richtet sich dabei auf die Zielgruppe der Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen und die Nutzung von grafischen Symbolen zur Tagestrukturierung bzw. für PECs. Auch die Besonderheiten der Gesprächssituation und Möglichkeiten des Partnertrainings werden aufgezeigt.
- Diagnostik in der Unterstützten Kommunikation
- UK bei Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen
- Besonderheiten der Gesprächssituation
- Partnertraining nach dem COCP-Modell
Die Referentin stellt in allen vier Modulen anhand von Video-Beispielen und Anschauungsmaterialien einen starken Bezug zur Praxis her. Die Teilnehmenden erhalten zudem die Möglichkeit, eigene Praxisbeispiele und Fragestellungen einzubringen.
Referentin
Dr. Ursula Braun
Förderschulkonrektorin, Mitbegründerin und langjährige Vorsitzende der deutschsprachigen Sektion von ISAAC, Redaktion der Zeitschrift „Unterstützte Kommunikation“, langjährige Praxiserfahrung und Fortbildungstätigkeit, Lehraufträge an verschiedenen Universitäten, zahlreiche Veröffentlichungen.
Termine
Seminarzeiten jeweils 9:00 bis 17:00 Uhr, 64 Unterrichtseinheiten.
- 24. und 25. Oktober 2023
- 09. und 10. Jänner 2024
- 08. und 09. April 2024
- 14. und 15. Oktober 2024
Zielgruppe
Fachkräfte aus pädagogisch-therapeutischen Berufsfeldern, die mit kommunikationsbeeinträchtigten Personen Kontakt haben, mindestens 12 und maximal 25 Teilnehmer:innen
Lehrgangsabschluss
Der Lehrgang wird nach den Standards der Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. durchgeführt. Er schließt mit dem Zertifikat „Fachkraft Unterstützte Kommunikation“ ab (Zertifizierungsgebühr in den Lehrgangskosten beinhaltet). Logopädie Austria rechnet für den Lehrgang 32 Punkte für das Fortbildungszertifikat an.
Kurskosten
1.140.- Euro, update-Förderung möglich unter www.mein-update.at
Anmeldeschluss
19. September 2023